Taiji- Stockform in Zeiten der Pandemie

Taiji ist Medidation in Bewegung. Einerseits trainieren die Bewegungen die körperliche Stärke, Beweglichkeit und Balance, andrerseits fördert es die geistig-psychische Klarheit, Ruhe und Tiefe. Die Schärfung der inneren Sinne eröffnet einen spiritueller Weg. Neben Qigong (Vorbereitungsübungen), Naigong (Sitzmedidation) ist Tuishu (Partnerübungen) ein wesentlicher Teil der Taiji-Praxis.


zum Film von den Projekttagen 2022

 

zum Vergleich eine Wettkampfdarbietung der Huang Tai Chi Walking Stick Form

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Bildergalerie:

Ich selbst praktiziere seit mehreren Jahrzehnten Taiji und schätze die umfassende Wirkung auf meine geistige, seelische und körperliche Gesundheit. Ich übe regelmäßig mehrere Formen. Jede Form ist ein festgelegter Bewegungsablauf unterschiedlicher Länge.

 

Aus der eigenen Erfahrung heraus, entschied ich mich nach dem Lockdown im Herbst, den Jugendlichen die Stockform anzubieten. Die Stockform wurde wie alle anderen Taiji- Formen aus der Kampfkunst entwickelt, gehört aber zu den sogenannten inneren Kampfkünsten und sind nicht zur Selbstverteidigung geeignet. Vielmehr sind es geistig-körperliche Übungen. Die Stockform, in ihrer Dynamik, kommt den Jugendlichen entgegen. Die Bewegung an der frischen Luft ist ein notwendiger Ausgleich zum Sitzen und zum Tragen der Maske. Der ritualisierte Bewegungsablauf vermittelt Klarheit und Sicherheit. Das Üben in der Gruppe macht Gemeinschaft spürbar. Der Stock vergrößert den Aktionsradius um einen Meter und erfordert dadurch besondere Achtsamkeit den anderen gegenüber. Die Dynamik der Bewegungen erfordert Entschlossenheit und Zielgerichtetheit. Durch den aufmerksamen Dialog mit einem Partner wird all das in den Partnerübungen noch mehr gefördert und gefordert. Die Intuition wird im freien Üben, ohne festgelegtem Bewegungsmuster, geweckt.

 

Christoph Stauber

 

 

Wie die Schülerinnen diesen pädagogischen Input erlebten, zeigen folgende Rückmeldungen:

 

„Die Stockform ermöglichte es mir besonders nach dem Lockdown, mich in der Schulzeit zu bewegen. Jedes Mal, wenn Herr Stauber gesagt hat: ,Jetzt geht’s an die Stöcke!‘, haben wir zwar zuerst genervt geschnaubt, aber letzten Endes war es immer eine wunderbare Abwechslung“.

 

„Ich fand die Stockform sehr ansprechend. So konnten wir ohne FFP2-Maske frische Luft schnappen und unserem Bewegungsdrang nachkommen. Danach war der Kopf wieder frei für kreative Ideen.“

 

„Anfangs ist uns die Stockform schwergefallen, aber mittlerweile ist es eine auflockernde Übung mit unseren Freunden. Auch wenn wir uns manchmal über die Stockform lustig machen, haben wir dabei gemeinsam Spaß und können dabei viel lachen.“

 

„Die Medidation während der immer wiederkehrenden Bewegungen fördert die innere Ruhe. Das ist bei der Partnerübung viel schwerer, weil man sich dauernd auf seine/n Partner/in achten muss.“

 

„ ,So, jeder nimmt sich jetzt einen Stock!‘ Der erste Gedanke: ,Oh Gott! Was hat sich der Stauber jetzt wieder einfallen lassen?!‘ Trotzdem habe ich mich auf dieses Experiment eingelassen, und bin mit vielen positiven Erfahrungen herausgegangen. Die Stockform hat mir nach einem anstrengenden Vormittag wieder Kraft für den Nachmittagsunterricht gegeben. Wir sind an die frische Luft gekommen und konnten viel miteinander lachen.“

 

Wenn man die Stockform zu oft macht, wird es recht langweilig.

 

„Bei den Partnerübungen der Stockform gefällt mir besonders das Improvisieren (Angriff und Verteidigung im freien Wechsel)“

 

„Mir hat’s nicht so gefallen.“

 

„In der Stockform trainieren wir Körperbeherrschung und Körpersprache. Sie wurde zu einem Ritual, das nicht nur unsere Klasse zusammenführte, sondern auch klassenübergreifend die Schüler/innen des BGW-Zweiges verband.“